Ein weiteres Sanierungswochenende liegt hinter uns. Obwohl wir gar nicht so viel geschafft haben, spüre ich danach immer dieses befriedigende Gefühl der erledigten Arbeit. Ich habe nun auch endlich meine Erkältung überwunden. Nur ein klitzekleiner Husten ist geblieben. Und jede Mutter von einem oder mehreren Kleinkindern weiß, dass man erst im Frühjahr wieder diese selige Phase erreicht, in der alle gesund sind. Ich habe daher keine Illusionen, dass ich in den nächsten Monaten komplett fit bin. Aber! Ich bin seit zwei Monaten erstmals wieder so weit aufm Damm, dass ich voller Tatendrang stecke. Ich könnte Bäume ausreißen! Oder Dächer, Heizungen oder alte Tapetenreste. Was auch immer mir unter die Hände kommt.
Dieses Wochenende rückten wir mit dem Plan an, das Dach winterfest zu machen. Jetzt, wo ich diese Worte schreibe, kommt es mir so vor, als hätte ich sie schon tausendmal geschrieben. Seit Monaten wollen wir dieses verf**_*te Dach winterfest machen. Aber irgendwas kommt immer dazwischen. So natürlich auch dieses Mal. Vielleicht sollten wir unser Ferienhaus speziell für Antarktis-Freunde vermarkten. Man soll schließlich seine Nische kennen, sagt einem jeder. Und Antarktis-Freunde würden sich gerade pudelwohl bei uns fühlen. Die könnten dann auch ihre Eisbären, Pinguine oder Polarfüchse mitbringen, oder was immer sie als Haustiere halten.
Als wir am Haus ankamen, herrschte schon finstere Nacht. Es war schon fast 19:00 Uhr und dank Winterzeit konnte man die Hand vor Augen nicht sehen. Ein kurzer Schauer überkam mich, als ich das Einfahrtstor öffnete und merkte, dass dies auf andere Art und Weise verschlossen war als ich es ein paar Tage zuvor geschlossen hatte. Einbrecher!, schoss es mir natürlich gleich durch den Kopf. Erleichtert erinnerte ich mich daran, dass es ja bei uns nichts zu klauen gibt und einen Moment ergötzte ich mich innerlich an dem sicherlich traurigen Gesicht der bedauernswerten Einbrecher als sie sich endlich Zugang zum Haus verschafft hatten. Als wir die schlafenden Kinder (die Autofahrt am Abend ist immer die beste Einschlafmelodie für beide Kinder) glücklich ins Bett verfrachtet hatten, machten wir also erst einmal einen kritischen Gang durchs Haus. Bewaffnet mit dem Vorschlaghammer – ich erwähnte schon, dass er einfach alles kann? – prüften wir zuerst das Obergeschoss, dann den Keller, dann das Erdgeschoss. Obergeschoss: buchstäblich gähnende Leere. Keller: Ein wenig Gerümpel, furchtbar viel Schmutz von unserer Heizungsentfernungsaktion und viele Spinnen. Erdgeschoss: noch viel mehr Gerümpel und des Rätsels Lösung: Es waren in unserer Abwesenheit mal wieder Handwerker vor Ort. Im letzten Zimmer fanden wir zahlreiche nagelneue Heizkörper. Eigentlich will der Installateur erst in der kommenden Woche starten, aber offenbar hat er schon mal das Material bereitstellen wollen. Wir hatten ihm bereits vor einer Woche die Schlüssel für das Ferienhaus überreicht. Wir sind da ja immer sehr vertrauensselig.
Beim Vorgespräch hatten wir mit dem Installateur ausgemacht, dass wir die Wände, vor denen dann die Heizkörper installiert werden, soweit vorbereiten, dass alles ordentlich verputzt, die Löcher gestopft und ggf. schon gestrichen ist. Ich hasse es immer, wenn man renoviert und dann die tollen Tapeten oder die tolle Farbe nicht hinter die Heizkörper bekommt. Echte Profis nehmen zu diesem Zweck vielleicht einfach die Heizkörper ab – aber wir sind ja keine echten Profis. Drum wollten wir dies gleich vorher erledigen. Leider stellte der Installateur die Heizkörper genau dort ab, wo wir noch nichts vorbereitet hatten. Darum hatten wir also wieder eine schöne Zeit, in der wir schwere Heizkörper von A nach B wuchten durften. Wenn ich noch ein einziges Mal im Leben Heizkörper tragen muss, werde ich sicherlich dem Wahnsinn anheim fallen. Aber es half ja alles nichts. Manch einer wird sich erinnern, dass eines unserer späteren Schlafzimmer das Tor zur Hölle ist. Das sogenannte „blaue Zimmer“ war ursprünglich komplett in eine zarte Schicht Dämmtapete gehüllt: oben, unten, an allen Seiten. Furchtbar. Wir mussten diese entfernen, da in diesem Zimmer ja auch die Elektrik erneuert werden soll. Ich habe schon einmal darüber gejammert, tu‘ es aber gern wieder: es war furchtbar! Wir haben in dieser Tapete wahrlich unsere Nemesis gefunden: Alles, war wir in unserem Leben jemals falsch gemacht haben, wird uns mit dieser Tapete zurück gezahlt. Während man die Tapete selbst noch leidlich entfernen konnte, blieben die Klebstoffreste erhalten. Ich habe mir die Finger schon blutig an diesen Resten gepult. Warum erzähle ich das? Weil diese Reste natürlich auch unter dort kleb(t)en, wo in Bälde unsere neuen Heizungen hängen sollen. Wir erklärten dieses Wochenende also das blaue Zimmer zur Prio eins. Nach vielen Stunden der Klebstoffklauberei gaben wir auf. Gegen 22 Uhr hatte ich noch großspurig behauptet, nicht eher zu Bett zu gehen bevor diese Wand fertig sei. Drei Stunden später dache ich: drauf geschissen, da steht doch eine Heizung vor. Wir griffen also zum Schleifgerät und schleiften den Klebstoff – dem man noch die Spuren der Zahnkelle, mit der er aufgetragen worden war, ansah – zu einer mehr oder weniger glatten Schicht herunter. Ganz gelang das nicht. Aber ausreichend. Und ausreichend muss manchmal gut genug sein.
Danach spachtelten wir alle Baulöcher zu (davon gibt es im ganzen Haus unheimlich viele. Das Haus ist quasi ein Schweizer Käse. Wenn es jemals zusammenbricht, dann weil die verbleibenden Mauerstücke einfach zu stark durchlöchert waren) und strichen die nunmehr fast nackte Wand blau. Ja, richtig gelesen. Das blaue Zimmer bleibt blau. Allerdings nicht so babyblau wie vorher sondern elegant taubenblau. Tatsächlich gaben die verbliebenen Flecken der Klebstoffmasse dem Ganzen einen tollen Vintage-Effekt. Wir waren regelrecht begeistert und überlegten kurz, ob wir das nicht auch im Rest des Zimmers so machen sollten. Ich bin allerdings immer noch unsicher, ob unsere Begeisterung nicht vor allem daher rührte, endlich ins Bett gehen zu dürfen und wir uns deshalb die Situation schön redeten… Sobald wir das herausgefunden haben, überlegen wir noch einmal.
Immerhin kamen wir in den letzten Tagen dem gedämmten Dach ein kleines Stück näher. Wir haben es im ersten Schritt geschafft, die Unterspannbahn zu verlegen. Ob diese nötig ist, wissen wir immer noch nicht ganz genau. Wir hatten ja im Vorfeld Angebote von zwei Dachdeckern eingeholt, die die Dämmung eventuell für uns übernehmen sollten. Da wir aber mal wieder Geld sparen wollten, entschlossen wir uns schließlich, es selbst anzugehen. Beide Dachdecker sagten, sie würden die Dämmung ohne Unterspannbahn direkt unter die Ziegel anbringen. Da dort ein paar Zentimeter Platz zur Hinterlüftung bleiben würden, wäre diese nicht nötig. Zwei weitere Dachdecker aus dem privaten Umfeld hingegen beharrten darauf, dass man ohne Folie seines Lebens nicht mehr froh würde und stritten lediglich darüber, wie diese nun anzubringen sei. Der eine war der Meinung, man könnte einfach alle Ziegel abnehmen, Folie auf die Dachlattung drauf und Ziegel wieder rauf. Das konnten wir gleich ausschließen. Der Aufwand war uns einfach zu hoch. Dann könnten wir ja gleich ein komplett neues Dach kaufen. Der andere riet dazu, die Folie von innen anzubringen und die Sparren quasi in die Folie „einzupacken“, damit man sie von innen wenigstens dicht bekäme. Damit würde man allerdings die Sparren bei einem Eindringen von Wasser schön in Flüssigkeit baden, die vielleicht sehr schlecht abtrocknen würde. Ein weiterer Bekannter riet uns dazu, die Unterspannbahn so zuzuschneiden, dass sie zwischen die Sparren passt, sie zunächst an ebenjene zu tackern, dann mithilfe von kleinen Leisten dicht an die Sparren zu nageln und dann zu dämmen. In den Baumärkten der Umgebung holten wir uns noch zahlreiche andere und den vorherigen Ratschlägen komplett widersprechende Aussagen ab. Letztlich kamen wir zu dem Schluss, dass es offenbar eine Million Arten gibt, ein Dach von innen zu dämmen. Vermutlich funktionieren alle irgendwie, wenn man ein bisschen Glück hat und es zwanzig Jahre lang nicht regnet. Also ist es völlig egal, was man macht, solange man von der Richtigkeit des Tuns einfach überzeugt ist. Wir entschieden uns für die Zwischensparren-Variante. In einer Nacht schnitten wir die Unterspannbahn zu und tackerten sie an die Sparren. Damit bekommt man die Folie natürlich nicht komplett dicht abschließend an die Sparren. In einer anderen Nacht nahmen wir daher schmale Holzleisten, legten sie über die Folie und nagelten diese lückenlos an die Sparren. An dieser Stelle sei euch der Kauf einer Nagelpistole ans Herz gelegt. Wer Zeit hat, kann natürlich auch händisch die Nägel einhämmern, aber wer so wie wir gerne mal Nachtschichten macht, weil tagsüber die Kinder betreut werden müssen, der kann mit so einer Nagelpistole sehr viel Zeit sparen. Wir schlossen dieses Gerät jedenfalls schnell ins Herz. Nächstes Wochenende geht es weiter mit der verhassten Mineralwolle, die dann zwischen die Sparren gelegt wird. Irgendwann, wenn wir das Dach endlich gedämmt haben, soll es hierfür noch einmal eine genaue Anleitung geben. Wenn ihr euch dann irgendwann fragt, wie ihr euer Dach von innen dämmen könnt, habt ihr somit eine weitere Variante zum grübeln.
Unser Haus ist also weiterhin eher kühl. Nur das offene Wohnzimmer mit der angrenzenden Küche beheizen wir wohlig warm mithilfe zweier mobiler Radiatoren. Wenn wir das nächste Mal ins Haus kommen, sind hoffentlich schon ein paar neue Heizkörper da, damit wir mal ordentlich aufdrehen können. Wir können es kaum erwarten.
Übrigens habe ich mir vorgenommen, jedes Wochenende eine kleine Verschönerungsmaßnahme zu ergreifen, damit ich ein sichtbares Ergebnis mit in die kommende Woche nehmen kann. Dieses Mal habe ich Heidekraut vor der Eingangstür gepflanzt. Die passenden Töpfe hingen schon vor Ort, guckten aber bislang völlig nutzlos aus der Wäsche. Heidekraut ist für uns ideal. Es sieht nicht nur schön herbstlich aus, sondern verzeiht auch unserem braunen Daumen, der zudem nur einmal pro Woche zum Gießen vorbei kommt. Kleine Dinge, große Wirkung. Ich finde, es sieht schon viel wohnlicher aus, oder was sagt ihr?
Eine gute Sanierung.
Liebe Gruesse
Monika
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Hallo Monika! Vielen Dank für deinen lieben Kommentar, wir hoffen, dass wir weiterhin gutes berichten können!
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