Wir sind an einem Punkt angekommen, wo es langsam mal bergauf gehen muss. Ich bin zumindest an diesem Punkt angekommen. Und da ich diesen Blog schreibe – obwohl ich ja immer von „wir“ rede – kommt es ja wohl in diesem Moment auf mein wertes Befinden an. Also: Es soll bergauf gehen. Ich will nicht mehr abreißen, ich will aufbauen. Ich will, dass es wieder hübscher wird.
Da kam es ganz günstig, dass kürzlich neue Fenster Einzug in unser Häuschen hielten. Unser Fensterbauer ist ein sehr netter Typ. Komischerweise ist mir das bei Handwerkern wichtig. Ich will die sauer verdiente Kohle nur netten Leuten übergeben. Beim Fensterbauer zumindest gelingt das hoffentlich. Da wir zumeist nur am Wochenende zugegen sind, die meisten Handwerker aber Werktags tätig werden wollen, drückten wir dem Fensterprofi kurzerhand einen Schlüssel in die Hand und hofften das Beste. Eigentlich hätte ich natürlich lieber jede Minute seines Tuns überwacht – aber das wäre vermutlich kontraproduktiv. So räumten wir also eines Tages sämtliche Fensterbretter frei von den überall herumliegenden Werkzeugen und waren optimistisch, dass eine Woche später alles anders, nämlich besser, aussehen würde. Und GOTT SEI DANK, wir wurden nicht enttäuscht. Bereits am Montag bekamen wir von der netten Nachbarin Fotos aufs Smartphone, die den Fortschritt der Arbeiten dokumentierten. Und was war das für ein schneller Fortschritt! Innerhalb von vier Tagen waren sämtliche Fenster im Haus entfernt und durch neue ersetzt worden. In meiner Vorstellung würden uns im Anschluss die neuen Fenster aus bauschaumgesäumten Löchern entgegen blitzen. Aber nix da! Die Fenster wurden akkurat aus ihren Laibungen geschnitten und die neuen so perfekt eingesetzt, dass für uns einfach gar nichts zu tun war. Kleinere Putzstücken, die dabei herausgebrochen waren, wurden vom Profi gleich neu verputzt. Dabei handelte es sich aber nur um maximal streichholzschachtelgroße Stellen. Als wir also am folgenden Freitag voller Erwartungen anrückten, waren wir freudig überrascht. Wir wandelten durch die Räume und durch die neuen (sauberen!!) Fenster blitzte die Sonne in unser Haus. Erst begutachteten wir das Erdgeschoss, dann stiegen wir die Treppe hinauf. Und dann kam die böse Überraschung. Im künftigen Kinderzimmer gab es statt eines Fensters nur zwei Holzplatten. Gnnnaaahhh. Was war denn das? Wir fielen aus allen Wolken. Ein kurzer Anruf beim Handwerker schaffte Aufklärung: in der Produktion der Fenster wurde einfach eines vergessen. Auf der Rechnung seltsamerweise nicht… Der Handwerker versprach, dass dieses Fenster schnellstmöglich nachgeliefert wird. Das war vor zwei Wochen. Bis jetzt haben wir noch keine Nachricht erhalten, dass es in Kürze da sein wird. Noch haben wir Geduld. Das Obergeschoss ist dank immer noch fehlender Dämmung sowieso ein Kühlschrank. Dennoch: länger als zwei Wochen sollte das nicht mehr dauern. Wir werden berichten.
Durch die neuen Fenster waren wir dann so in Aufbruchstimmung, dass wir einen Besuch im Fliesenmarkt für angedacht hielten. Tatsächlich werden diese eines unserer nächsten Projekte sein. Sobald die Dämmung im Dach ist – das kann nur noch eine Frage von zwei, drei Wochenenden sein – stehen ein paar Fliesen auf dem Programm. Insbesondere das untere Bad soll bald in Angriff genommen werden. Ihr erinnert euch: es hat aktuell nur zwei von vier Wänden, was ja kein annehmbarer Zustand ist. Bevor der Elektriker kommt, um die gesamte Elektroinstallation zu erneuern, müssen wir auch die restlichen zwei Wände hinstellen, denn schließlich sollen auch diese mit neuen Kabeln versehen werden. Vorher müssen hier jedoch noch Fliesen und alte Keramik weichen. Das sollte aber eigentlich nur ein paar Stunden dauern. Eigentlich. Man darf nie die Sanierungsregel Nummer 1 vergessen. Es dauert immer länger als gedacht. Es. Dauert. Immer. Länger. Als. Gedacht. Ich hasse diese Regel. Aber was soll man machen?
Sobald das alles geschafft ist, dürfen dann aber endlich auch neue Fliesen rein. Es ist wahrscheinlich gar nicht schlecht, dass wir nur im Schneckentempo voran kommen, denn bis wir uns mal für eine Sorte entschieden haben, wird es noch eine ganze Weile dauern. Ich finde einfach so vieles schön. Landhaus, Industrial-Chic, Scandi-Look, Vintage, Shabby – alles toll. Vielleicht sollte es eine Art Patchwork-Bad werden? Ich kaufe einfach eine Fliese von jeder Sorte, die ich schön finde und klebe die in einem schönen Muster an die Wand. Das sollte funktionieren. Nee, Späßchen, insgesamt wollen wir ja einen „Bohemian-Vintage-Look“ zelebrieren. Viel Farbe, viel Stoff, alles ein wenig plüschig. Es besteht zwar die Gefahr, dass es am Ende weniger nach Ferienhaus, sondern viel mehr nach Freudenhaus aus dem späten 19. Jahrhundert aussieht, aber selbst das würde ich nicht schlimm finden. Freuenhäuser aus dem späten 19. Jahrhundert waren bestimmt immer extrem gemütlich. Also die Sorte, die man im Fernsehen sieht, wo sich die Dorian Greys dieser Welt vergnügten. Auf keinen Fall die Jack-the-Ripper-Version mit kahlen Holzbänken und Kohlgeruch zwischen den gammeligen Laken.
Während das Bad schon fast ausgesucht ist, herrscht für die Küche noch Ratlosigkeit. Zwar habe ich auch hier tolle Fliesen gefunden, doch weiß ich nicht, wie diese jemals zu einem stimmigen Bild verbunden werden sollen. Für den Boden wünsche ich mir diesen tollen Sternenboden. Der sieht schon von Hause so shabby aus, dass man etwaige Krümel nicht so schnell sieht. Für die Wände möchte ich Metro-Fliesen haben. Kann man das noch machen oder sind die schon total abgelutscht? Ich finde sie ja immer noch sehr schön, obwohl man sie natürlich inzwischen oft sieht. Die gibt es ja inzwischen auch in allen Farben. Wir würden die graue Version bevorzugen. Was sagt ihr?
Bevor wir uns entscheiden, werden wir sicher noch einige Stunden in einigen Märkten verbringen. Wir werden uns tausendmal umentscheiden und ein bisschen streiten, wie viel wir dafür ausgeben dürfen.
Und dann wird es ja noch andere neue Dinge im Haus geben. In der übernächsten Woche kommt die neue Heizung, dann irgendwann die neuen Wasserleitungen. Und spätestens danach müssen wir uns entschieden haben.