Dieser Beitrag ist für Karla. Karla ist eine Freundin von Roman und zeigte kürzlich gänzlich mangelndes Urteilsvermögen. Wie das kam? Sie fragte Roman doch tatsächlich, ob wir ihr nicht Tipps in Sachen Fliesenlegen geben könnten? Uns fragte sie das! Har har! Das war nun eine krasse Überschätzung unserer handwerklichen Künste. Ich dachte ja bisher, sie hätte diesen kleinen Blog hier aufmerksam verfolgt, aber das kann nicht sein. Denn dann würde sie wissen, dass wir die bisherige Sanierung unseres Ferienhaus ebenso wie die der eigenen Behausung nur unter allergrößten Mühen, zahlreichen Misserfolgen und der Zuhilfenahme des Zufalls hatten bewerkstelligen können.
Karla will also einen Boden in ihrer Wohnung fliesen. Wie der Untergrund beschaffen ist, hat sie Roman sicher verraten, aber der vergisst ja immer alles und kann hier keine Details mehr preisgeben. Ist auch egal, wir wüssten ohnehin keine besonderen Handlungsanweisungen für die verschiedenen Optionen.
Dennoch: für Karla und alle Ahnungslosen ohne Urteilsvermögen in unsere Richtung hier nun ein ehrliches how to not fliesenlegen. Mach einfach das Gegenteil von uns und es wird schon irgendwie gut gehen.
Erworben wurde unser geballtes Wissen nunmehr durch zwei Küchen-Fliesenspiegel und zwei Bäder.



Dabei wurden verschiedenste Materialen verwendet und Fliesen in unterschiedlichem Format verlegt. Allerdings waren diese Formate immer eher „handelsüblich“ und nie von dieser überbordenden Jumbo-Größe, wie man sie gern in den verschiedensten Grautönen auf den verschiedenen Instagram-Kanälen findet. Diese sind zwar während ihrer Lebensdauer sehr praktisch – denn wo viel Fliese ist schließlich wenig dreckanziehende Fuge – , aber ein Fliesenleben beginnt mit dem Verlegen. Und wo hier die Herausforderungen liegen, brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen. Tu‘ es aber natürlich trotzdem: Es ist einfach sauschwer, sie an ihren Bestimmungsort zu bringen und dort gerade abzulegen. Von einem Ausschneiden etwaiger Ecken mal ganz zu schweigen. Wenn man sich da verschneidet, hat man gleich Ausschuss von einem ganzen Quadratmeter. Bitter!
An solche Formate trauen wir uns erst gar nicht. Und empfehlen es auch nicht Karla oder sonst jemandem. Offiziell nennen wir es antizyklische Fliesenauswahl, denn wenn in zehn Jahren alle ihre Riesenfliesen satt haben, gucken sie bestimmt neidisch auf unser kleines Format. In Wahrheit war es natürlich die reine Angst vorm Verlegen, aber was soll’s?
Wie beginnt man also? Mit dem Aussuchen natürlich! Das hört sich einfach an, aber man kann hier durchaus mal den einen oder anderen Gedanken mehr wälzen. Gute Fliesenleger überlegen schließlich schon beim Aussuchen, welche Fläche ihr Projekt hergibt. Wäre man clever, könnte man hier schon Berechnungen anstellen, welches Format besonders wenig Verschnitt ergibt. Wir stellten uns solche Gedanken folglich nicht – sind halt a) keine guten Fliesenleger und b) nicht clever – und wählten einfach nach Optik. Das heißt natürlich, ich wählte nach Optik, dem Roman war’s egal. Ich mag übrigens bei sämtlichen Boden- und Wandbelägen nicht nur die Optik, sondern auch die Haptik. Derzeit sind wir ja noch dabei, die Arbeiten in unserem Bad im Obergeschoss abzuschließen. Hier habe ich für den Boden Fliesen mit sehr ausgeprägter Oberflächenstruktur gewählt. Hach, was fühlt sich das gut an. Und was war das ungünstig beim Schneiden der Fliesen! Aber dazu später mehr.
Hast du also die Fliesen deiner Wahl bezahlt und unter größter Anstrengung an den Ort ihrer Verlegung gebuckelt, brauchst du noch allerlei Zubehör:
Fliesenkleber: da du dich selbst an dieses beschissene Projekt machst, kannst du dir offenbar keinen Profi leisten. Darum kaufst du dir auch nicht den fertig angerührten Fliesenkleber in dem großen Plastikeimer, der bereits die perfekte Konsistenz hat. Nein, du kaufst das Dreckszeug in der großen Papiertüte. Am besten den Flexkleber, der soll auch ein Minimum an Bewegung aushalten. Was soll sich da bewegen, fragst du dich? Klebt ja schließlich alles fest! Ja, mag sein. Aber deine Hütte selbst bewegt sich natürlich. Je mehr Holz im Haus verbaut ist, desto mehr bewegt es sich auch. Schließlich dehnt sich das Holz bei Wärme mal hierhin, bei Kälte mal dorthin. In solchen Fällen willst du nicht, dass deine Fliesen unschöne Risse bekommen. Ob dir der Flexkleber dabei hilft, weiß Gott allein. Aber vorsichtshalber nimmst du den. Du kaufst ihn übrigens erst, wenn du dich wirklich ans Werk machen willst. Bewahre ihn auf keinen Fall, so wie wir, zwei Jahre im Keller auf. Dort wird er klumpig und du musst ihn erst mit den Fingern zerbröseln, was dir üble Hautreizungen einbringt. Kauf ihn also frisch wie Gemüse, nur dann wird’s gut.
Fugenmasse: nach den Fliesen kommt die Fuge. Hier wählst du eine Farbe, die dir gefällt. Persönlich finde ich, dass helle Fliesen helle Fugen bekommen und dunkle Fliesen dunkle Fugen. Letzteres weiß ich komischerweise erst seit einer Woche, obwohl es einleuchtend scheint. Wir haben für unsere türkisen Fliesen in unserem Bad eine silbergraue Fuge gewählt. Weiß erschien uns gleich absurd, silbergrau könnte passen, dachten wir. Nun gefällt es mir nicht, aber natürlich kratze ich das Zeug trotzdem nicht mehr raus. Ich bin ja nicht verrückt, zu Ostern sollen schließlich die Gäste kommen! Die stören sich hoffentlich nicht daran, dass Anthrazit vermutlich besser gewirkt hätte. Kürzlich hörte ich aber sogar von einer jungen Frau, die glitzernde Fugen für ihr Bad wählte und in diesem Lichte scheint unser Bad beinah zurückhaltend.
Zahnkelle: Der Name deutet es an, hier kaufst du eine Kelle mit gezacktem Rand. In welchem Abstand die besagten Zähne zueinander stehen, richtet sich nach der Größe deiner Fliesen. Bei einer Fliese von 20 x 20 cm wählst du eine 8er Kelle, darunter wird es noch enger, darüber entsprechend größer. Bei den richtig großen Fliesen greifst du auch zu den richtig weit auseinanderstehenden Zähnen. Soweit, so klar. Kauf am besten zwei, wenn du so unorganisiert bist wie wir. Dann verlegst du sie nämlich dauernd und du willst nicht ständig auf der Suche nach deinem Werkzeug sein.
Fliesenkreuze: Ja, ein richtiger Fliesenleger würde diese nicht brauchen. Aber das bist du nicht, sonst hättest du nicht bis hierhin gelesen. Egal, wie gut du zu sein denkst (oder sorgfältig oder optimistisch oder schnell im Lernen oder whatever), du brauchst ganz dringend Fliesenkreuze. Wenn du den Boden fliesen willst, brauchst du sogar welche, die sich zum Nivellieren eignen. Das ist natürlich die teure Variante. Am meisten verbreitet ist nach meinem Gefühl diese Variante:

Hier legst du zwischen jede Fliese das kleine weiße Plastikdingens als Abstandhalter in den feuchten Fliesenkleber. Zwei Nachbarfliesen liegen dann in ihrem Kleberbett auf einem weißen Plastikbrettchen. Danach wird der rote Keil reingeschoben und zwar soweit, bis beide Nachbarfliesen genau plan zueinander liegen. Manchmal kommt noch eine kleine Plastikzange zum Set dazu, mit der du den roten Keil einfacher in seine Form quetschen kannst. Kostet natürlich extra, lohnt sich aber. Karla, du kannst bei Bedarf unsere haben. Denn wie gesagt, wir werden sie niemals wieder brauchen. Wir hatten mehrere verschiedene Kreuz-Sets im Einsatz, so auch die obige. Ich persönlich bevorzuge allerdings diese Variante:

Der Anfang bleibt dabei derselbe. Nach dem Legen der Fliesen musst du allerdings keinen Keil quetschen, sondern drehst einfach die Schraube so lange fest, bis die jeweiligen Nachbarfliesen genau auf der gleichen Ebene liegen. Meines Erachtens liegt der Vorteil darin, dass du nicht nur zwei Fliesen ausrichten kannst, sondern auch vier, wenn du das Teil direkt in eine „Fliesenkreuzung“ legst. Ist aber vermutlich Geschmackssache. Beiden gemeinsam ist, dass du am Ende Keil oder Schraube wieder entfernst und das weiße Plastikdingens (das sicher auch eine professionelle Bezeichnung hat) abknickst. Dann hast du am Ende einen Haufen Müll, aber eben auch plan liegende Fliesen. Und wie gesagt: diese Hilfe brauchst du, denn es wird dir niemals gelingen, deinen Fliesenkleber und deine Kraft beim Drücken genau identisch zu dosieren, so dass du ohne die kleine Plastikhilfe total aufgeschmissen bist, weil alle deinen Fliesen auf unterschiedlichem Niveau liegen. Im schlimmsten Fall ragt irgendwo ne fiese kleine Ecke empor, über die du den Rest deines Lebens auf dem Weg zum Klo stolpern wirst. Irgendwann wirst du nachts kein Licht anmachen, über die Ecke stolpern und dir deinen Kopf an deiner Villeroy-&-Boch-Kloschüssel anschlagen und elendig sterben. Mit voller Blase, was deinem Finder einen schrecklichen Morgen bescheren wird. Das willst du nicht. Darum kaufst du Nivellierkreuze, egal, was sie kosten.
Fliesenschienen: An Fliesenschienen scheiden sich die Geschmäcker. Was die einen lieben, finden die anderen oberspießig. Sie werden entweder nur überall da angebracht, wo sich Außenecken ergeben oder auch dort, wo vielleicht ein Fliesenspiegel auf halber Wandhöhe endet. Wir z. B. haben sie zwar an den Außenecken angebracht, aber nicht dort, wo Fliese von nackter Wand abgelöst wird. Das ist uns zu viel des Guten. Die Fliesenschienen gibt es natürlich in verschiedenen Materialien (Kunststoff, Metall), Stärken, Farben. Ist halt Geschmackssache wie der Rest deines Projekts auch. Lass dich nicht beirren von der Meinung anderer.
Silikon: Davon braucht man immer mehr als man denkt. Zum Beispiel in allen Innenecken, die sich an den Wänden ergeben oder auch dort, wo Wand auf Boden trifft. Oder Wand auf Wanne. Oder Wand auf Türzarge. Oder Wand auf alles mögliche andere. Die Silikonschmiererei hat sich auch wieder ein elender Kapitalist ausgedacht. Erst schmiert man das Zeug in die Ecken, dann kratzt man zwei Drittel davon wieder weg und kann diesen Rest nicht einmal wieder verwenden. Das ist doch doof! Warum findet sich hier keine schlaue Ingenieurin (männliche Ingenieurinnen mitgemeint), die dem ein Ende bereitet?!
Silikonpistole: Wer Silikon hat, braucht ne Pistole. Obig bereits genannter Kapitalist hat sich eines Tages gedacht, dass man auf keinen Fall das Silikon ins Bad schmieren darf, ohne noch weiteres Equipment zu kaufen. Diese Silikonpackungen kannst du nämlich nicht einfach mit einem starken Daumen eindrücken, nein, du brauchst auch noch so ein weiteres Plastikdingens, in das du die Silikonpackung reinlegst, um mit deren mechanischer Hilfe endlich die verfluchte Packung aufzubekommen. Es ist auch nicht annähernd eine Pistole, denn dieses Wort suggeriert ja eine gewisse Arbeitsgeschwindigkeit. Dem ist nicht so. Sämtliches Zeug, das die Pistole an die Luft befördert, quillt einem mit enervierender Langsamkeit entgegen. Das einzige, wo es dann doch einer Pistole gleicht, ist, dass es einfach nicht aufhört zu quellen! Natürlich gibt es hier auch offiziell diverse Mechanismen, die die Hoffnung aufkommen lassen, dass man nicht komplett ohnmächtig ist. Ebenso natürlich funktionieren die nicht. Man drückt einfach auf sämtliche Knöpfe und Einbuchtungen und wartet, bis der ewige Silikonstrom durch schieres Aushärten versiegt. Alles, was dabei auf den Boden oder dich selbst wabert, musst du dann unter unendlicher Mühsal wieder abkratzen oder rausschneiden. Das Silikon, das zunächst nicht an der ihm bestimmten Stelle kleben will, wird nämlich in der Sekunde, in der es auf nicht beabsichtigtes Material trifft, sofort zu einer untrennbaren Einheit mit diesem. Eigentlich ist es in solchen Fällen nur möglich, nochmal eine zweite Schicht Fliesen auf die erste zu kleben und zu hoffen, dass der zweite Silikonier-Vorgang besser gelingt als der erste. Viel Glück!
Fliesenschneider: wenn du nicht zufällig nur den Boden eines quadratischen Raumes ohne jede Ecke fliesen willst, wirst du irgendwann an den Punkt kommen, wo das Ende der Fliese nicht gleich auf eine Wand trifft. Meistens bleibt so ein kleines hässliches Stück übrig, für das du nur ein Fliesenteil brauchst. Im besten Fall benötigst du hier ein gerades Fliesenstück, dass sich einfach mit dem simpelsten aller manuellen Fliesenschneider lösen lässt. Natürlich gibt es auch Fallstricke. Beim manuellen Fliesenschneider legst du die Fliese auf eine kleine Schiene. Gleich einer Guillotine wird dann eine kleine Schranke heruntergefahren und mit einem Messerchen an der entsprechenden Markierung entlang geritzt. Dann wird die Fliese entlang der so geritzten Linie mit einem beherzten Schlag entzwei gebrochen. Wer beim Ritzen zu viel Druck anwendet, zerbricht die Fliese. Wer zu wenig Druck anwendet, bricht sie danach an der falschen Stelle. Natürlich wirst du – unerfahren wie du bist – niemals den korrekten Druck anwenden. Wenn du dann auch noch so schöne Fliesen mit Struktur hast, wie ich sie oben schon beschrieben habe, wird dein Messerchen nur entlang der am höchsten hervorstehenden Struktur schneiden und ein beherztes Brechen wird unmöglich. Sind deine Fliesen (Entgegen meinem Rat! Warum hörst du nicht?) zu groß, passen sie nicht in den Fliesenschneider. Du brauchst also einen elektrischen Fliesenschneider. Obgleich dir das jetzt wahrscheinlich komisch vorkommt, funktioniert der am besten in Verbindung mit Wasser. Das ist wirklich nur bei wenigen elektronischen Geräten der Fall und das sagt dir eigentlich schon alles über die Sinnlosigkeit deines Unterfangens – das du an dieser Stelle noch abbrechen kannst. Du stehst schließlich nicht mit diesem Artikel an der Baumarktkasse. Oder?
Die elektrische Fliesenschneidemaschine kannst du leihen. Wenn du aber einen Mann zu Hause hast, der das Kaufen elektronischer Gerätschaften einem Sammler und Jäger gleich sieht – oder wenn ihr ein solcher hier mitlesender Mann seid! – dann kaufst du natürlich trotzdem einen – auch wenn du ihn niemals wieder brauchst. Werkstatt oder Keller wollen schließlich ordentlich gefüllt sein. Wenn du auch noch eine Wand angehst, kommst du zudem irgendwann unweigerlich auf Öffnungen für Steckdosen, Abflussrohre, etc. , die du nicht einfach zu fliesen willst. Hier brauchst du also auch noch etwas, mit dem du runde Öffnungen machen kannst. Auch hier gibt es manuelle Fliesenlochbohrer. Das kannst du komplett vergessen. Du kaufst dir also Diamantbohrkronen für deine Bohrmaschine. Weil es dennoch äußerst schwierig ist, an der glatten Oberfläche mit der Diamantbohrkrone zum Bohren anzusetzen, kaufst du auch noch Kreppband, mit dem du das Loch einmal vollflächig abklebst, damit dein Bohrer irgendwo angreifen kann. Du wirst trotzdem viele Versuche brauchen, um ein ordentliches Loch zu bohren, also kauf um Gottes Willen genug Fliesen ein. Übrigens: wenn du eines dieser Hornbach-Videos gesehen hast, mit denen man angeblich Fliesen legen lernen soll, dann glaubst du vielleicht auch diesem findigen jungen Mann, der diffizile Ecken oder Öffnungen mit einem Winkelschleifer ganz locker aus dem Handgelenk schüttelt. Vergiss das sofort und auf der Stelle. Du brauchst keinen Winkelschleifer, den überlasst du den Profis.

Ausfugbrett: eine erneute Erfindung der Kapitalisten. Es handelt sich im Prinzip um ein Plastikbrett mit Griff, auf dessen unterer Seite ein Moosgummibelag aufgeklebt ist. Damit wird beim Verfugen die Fugenmasse ganz smooth über die Fliesen gewischt.
Partner in Crime: auf keinen Fall darfst du dich alleine an dein Projekt machen! Du wirst durchdrehen und jemand muss dich von einem unnötigen Suizid mittels Fliesenschneider abbringen. Sorg dafür, dass dir diese Person gewogen ist. Wenn möglich, nimmst du aber für diese sensible Arbeit keine*n Lebenspartner*in, denn hier wird dich jemand in deiner schlimmsten Form erleben. Am besten bietet sich ein Elternteil an, denn die sind schließlich verpflichtet, dich bis ans Ende der Welt zu lieben und haben dich bereits durch die Pubertät begleitet. Ein Bad zu fliesen ist dem in Sachen Launenhaftigkeit nicht unähnlich.
Und dann kann es auch schon los gehen!
Unsere erste Erfahrung in Sachen Fliesenlegen kannst du übrigens hier nachlesen. Danach ging es nicht viel besser weiter. Wir wagten uns an das kleine Bad im Untergeschoss. Bei diesem handelte es sich um das ehemalige Gäste-WC, in das wir unbedingt eine Dusche quetschen wollten. Sämtliche Handwerker hatten uns beschieden, dass das eine Sache der Unmöglichkeit sei. War es natürlich nicht. Man musste lediglich zwei Wände herausreißen und um zehn bzw. zwanzig Zentimeter versetzt wieder aufbauen. Dann noch die Tür an eine andere Seite und schon hatte man ein wunderbares kleines Bad einschließlich einer 90×1,20 m großen Dusche.

Ich kann dir sagen, das Verlegen der Wasserrohre war schon ein Kapitel für sich (einschließlich der ein oder anderen erfolglosen Dichtigkeitsprüfung), aber das bewältigten wir noch halbwegs frohgemut. Dann ging es ans Fliesenlegen. Unvorbereitet wie wir waren, waren wir nur im Besitz des o.g. manuellen Fliesenschneiders und der Diamantbohrkronen zum Ausschneiden von runden Öffnungen. Das hatte in der Küche auch gereicht, warum also nicht hier? Wir starteten mit der Wand zum Fenster, die auch das Vorbauelement für das WC beherbergte. Viel mehr gibt es an dieser Wand nicht, denn sie ist nur 1, 25 m lang. Das Vorbauelement war schnell aufgeschnellt. Das ist wirklich kinderleicht, denn es gibt diese in den verschiedenen Größen fix und fertig zu kaufen. Ein halbwegs ordentlicher Einsatz der Wasserwage sollte schon sein, damit dein Hintern am Ende nicht allzu schwungvoll von der Schüssel gleitet. Aber sonst birgt dieser Teil noch keine großartigen Herausforderungen. Auch der nächste Abschnitt war noch vergleichsweise easy, denn nun beplankten wir unser Vorbauelement doppelt und verspachtelten dies ordnungsgemäß. Dann ging es leider los, wir konnten die Flieserei nicht länger aufschieben.
Also pass jetzt auf, Karla, denn nun wird es ätzend. Du hast hoffentlich deinen Untergrund vorbereitet (wie auch immer). Nun nimmst du dir einen großen Behälter/Baueimer/Whatever und füllst ihn mit Wasser. Höchstens zu einem Drittel, versteht sich. Du willst das Ganze schließlich auch noch ohne Sehnenscheidentzündung rühren können. Dann holst du deinen ätzend schweren Fliesenkleber und wuchtest ihn an Ort und Stelle. Hast du deine Bohrmaschine mit einem Rühraufsatz ausgestattet? Es geht zur Not auch ohne, aber dein Leben würde durch ihn wirklich leichter. Egal wie, misch nun mal ein bisschen Fliesenkleber an. Merke: erst das Wasser, dann das Pulver (und erinnere dich dran: Pulver ist es nur, wenn du ihn frisch kaufst, sonst gibt es Klumpen). An diesem Punkt checkst du wahrscheinlich die Anleitung auf der Tüte, um zu sehen, welche Konsistenz dein Gemisch haben soll. Das ist schwierig, denn zum Einen ist alles dort in Schriftgröße 2 gedruckt und zum Anderen steht dieser Angabe dort gar nicht. Ich darf die Schriftgröße 2 mal zitieren: „Bis zur gewünschten Konsistenz“, was einem ja nun echt gar nichts sagt. Du fängst also an zu rühren, bis das Gemisch von seidiger Geschmeidigkeit ist und du optimistisch bist, dass das die gewünschte Konsistenz ist. Ohne dich und dein Gemisch zu sehen, kann ich dir sagen: Ist es nicht! Noch lange nicht. Du musst das Zeug fester machen. So lange, bis du beim Rühren die Spuren deines Rührens siehst und diese auch nicht in sich zusammenfallen, wenn du den Rührer entfernst. Immer fester als man denkt, ist hier die goldene Regel. Und dann ran damit. Halbwegs gleichmäßig an die Wand und dann einmal mit der Zahnkelle durch, so dass ein hübsches Muster entsteht. Ein waagerechtes Muster möglichst, denn ein vertikales würde deinen Fliesen beim abwärts rutschen helfen. Dann Fliese sachte randrücken, ein bisschen klopfen und ein Fliesenkreuz daneben. So geht es weiter und weiter. Beeile dich, so dass du noch ein wenig korrigieren kannst, wenn du an der nächsten Fliesenreihe angekommen bist. Der Fliesenkleber ist meistens mindestens drei Stunden verarbeitbar, so dass man den Eindruck gewinnt, er trocknet langsam. Sobald die Fliese an der Wand klebt, sorgt irgendeine Alchemie dafür, dass dieser Prozess umgedreht wird. Von nun an schwindet dein Zeitfenster für Korrekturen sekündlich. Auf saugenden Untergründen geht das natürlich noch schneller. Also schnell!
Bitte arbeite genauer als wir, denn sonst wirst du schon bei der zweiten Reihe merken, dass die Fugenkreuze dir nur in der Theorie helfen, immer die gleichen Abstände zu halten. Ich kann es nicht erklären, aber irgendwie gelingt es uns selbst nach vier Projekten des Fliesenlegens nicht, eine Fliese genau auf die andere zu setzen. Also genau so, dass nirgendwo ein Eckchen übersteht, welches sich natürlich im Laufe der Fliesenreihe zu einem Vielfachen potenziert, so dass du am Ende der Reihe eine halbe Fliese Unterschied zu der darunter – und natürlich auch zu der darüber – hast. Ich übertreibe jetzt natürlich, aber man will es ja schön und genau haben und wir bekommen das einfach nicht gut hin. Wenn du nun keine Wände sondern einen Boden fliest, kannst du hier ein bisschen schummeln. Kleinere Ungenauigkeiten fallen meines Erachtens weniger auf, wenn du den Boden nicht in einem geraden sondern diagonalem Muster verfliest.

Dann merkt man auch nicht, wenn deine Wände nicht ganz gerade sind und du hast nicht an den Seiten solch klitzekleinen Mini-Fliesenreste wie wir sie an den Wänden überall haben. Beim genauen Arbeiten hilft dir auch ein Laser, mit dem du regelmäßig mal eine Waagerechte an die Wand laserst. Das hilft dir, auf dem rechten Weg zu bleiben und nicht irgendwie abschüssig zu werden. Wenn ihr Profis seid und hier mitlest, denkt ihr euch wahrscheinlich: Was ist das für ne Blindpese, die einen Laser braucht, um gerade Fliesen auch gerade an die Wand zu pappen? Aber so ist es eben. Ist schließlich eine Anleitung für Nicht-Profis.
Während unserer Arbeit an unserem kleinen Bad merkten wir übrigens irgendwann, dass unser manueller Fliesenschneider nicht ausreichte. Nach drei Wutausbrüchen kam der Nachbar – hatte er was gehört?! – und wollte mal gucken, wie es so lief. Du weißt ja, wie es mit Wutausbrüchen ist: wenn man so richtig geladen ist, will man keine Menschenseele im Haus haben, die einem kluge Tipps gibt, wie man es besser machen könnte. Dafür gibt es andere Momente, bei einem ruhigen Glas Wein zum Beispiel. In diesem Fall war es dennoch perfektes Timing, denn der Nachbar brachte schnell seine elektrische Fliesenschneidemaschine, mit der auf einmal alles viel einfacher war. Vielleicht solltest du vor deinem Projekt aufs Dorf ziehen, denn dort haben bekanntlich alle Nachbarn alle erdenklichen Gerätschaften, die sie auch noch bereitwillig hergeben und verleihen. Wir waren nun um einiges froher und brachten unser Projekt mit Hängen und Würgen zum Ende. Natürlich nicht zu einem glücklichen, sondern nur zu einem Ende. Im Ergebnis finden wir überall Ecken, wo wir entweder nicht aufgepasst oder einfach unfähig waren. Der Boden geht noch, aber die Wand nervt mich hier und da. Es gibt Stellen, an denen die Fliesen nicht ganz eben an der Wand liegen und auch diese kleinen Piss-Stücke, wie wir sie liebevoll bzw. eigentlich eher sehr lieblos nennen. Die gibt es immer dort, wo eben eine letzte ganze Fliese aufhört und nur noch ein kleines Stück Wand übrig war. Aber nun ja.
Wir lernten jedenfalls wenig daraus und machten im Bad im Obergeschoss genauso weiter. Man kann sagen, dass es nicht gerade leichter wird, Fuge auf Fuge zu treffen, je länger eine Wand ist… Das große Bad haben wir deshalb so lange wie möglich aufgeschoben. Bis zum Ende hofften wir auf einen Lottogewinn, der es uns ermöglichen würde, einen Profi zu engagieren. Aber nada. Wir mussten dann doch alleine ran. Erneut machte es sich bezahlt, dass wir auf dem Boden das diagonale Muster wählten. Weiß der Himmel, wie unordentlich das sonst ausgesehen hätte. So waren wir sehr froh, dass wir uns nur darauf konzentrieren mussten, keine Ecke in die Luft stehen zu lassen – aber dafür gibt es ja oben gezeigte Plastikhilfen. Das gelang ganz gut, aber dann waren die Wände dran. Und wieder verkackten wir an einigen Stellen. Und das trotz der Fliesenkreuze. Trotz der Laserstrahlen in jeder zweiten Reihe, die uns auf Kurs halten sollten. Bereits bei der dritten Fliesenreihe schwor ich Stein und Bein, niemals wieder selbst Fliesen zu verlegen. So nötig konnte es doch nun echt keiner haben, dass er sich diesen Mist freiwillig zumutete! Da musste einem doch was fehlen! Und mit „keiner“ und „einem“ meinte ich natürlich leider uns.
Dieses ganze große Desaster wird dann noch dadurch gekrönt, dass man diese elenden Fliesen, die man in diesem Moment schon hasst wie die Pest, auch noch verfugen muss. Wir fangen also noch einmal von vorne an: such dir einen Eimer, Karla, einen sehr sauberen dieses Mal. Erst das Wasser, dann das Pulver. Dieses Mal wird deine Mische sehr viel flüssiger. Am besten sogar so flüssig, dass du sie kaum noch auf deinem Ausfugbrett halten kannst. Wenn sie also schön seidig ist, kannst du soviel von der Masse, wie du eben auf dem verfluchten Brett halten kannst, über die Fliesen wischen. Profis werden dir sagen, dass man das am besten in einer schräg zur Fuge laufenden Bewegung tun soll. Weiß der Himmel, warum. Jede andere Richtung ist genauso gut, deine Fuge sollte am Ende einfach voller Fugenmasse sein, dann hast du dein Ziel erreicht. Schneller als du denkst, trocknet das ganze Zeug. Du darfst also nicht allzu viel auf einmal anmischen, sondern lieber noch einmal nachlegen. Wenn du ungefähr zwei Quadratmeter deiner Fläche geschafft hast, fängt dein erster Quadratmeter schon gefährlich an zu trocknen und du solltest langsam damit anfangen, den ganzen Mist wieder wegzuwischen, bevor es „einbrennt“ – sprich: hart wird. Das geht natürlich nur zu zweit oder du lässt dir alternativ einfach einen weiteren Körper wachsen. Dann mag es auch funktionieren. Auch zum Abwischen gibt es natürlich ein super Werkzeug, ein einfacher Schwamm tut es aber auch. Vielleicht sogar besser ein weicheres Tuch. Auf jeden Fall ein Gewebe, dass dir nicht so schnell unter deinen zwanzig Fingern wegbröselt. Dabei bitte nicht ganz so doll schrubbeln, du willst das Zeug schließlich wenigstens in der Fuge belassen und nur drum herum wegwischen. Je haptischer deine Fliesen sind, desto mehr ärgerst du dich natürlich in diesem Moment. Hättest du mal glatte Fliesen genommen, tjaha, dann wärst du jetzt schneller. Egal, irgendwann hast du es natürlich geschafft: deine Fliesen sind voll, der Rest der Masse schwimmt in deinem Wischwasser. Nur ein leichter Schleier liegt noch auf deinen nagelneuen Fliesen. Den bekommst du übrigens mit drei, vier Mal putzen auch nicht weg. Nein, da musst du öfter ran. Aber spätestens nach 200 Jahren können deine Erben in einem schönen neuen Bad duschen, ist das nicht toll?

Nun fehlt nur noch das Silikon, du hast es schon geahnt. Deine Innenecken verfugst du nicht, sondern schmierst hier einen schmalen Silikonstreifen rein. Oben habe ich es schon einmal erwähnt: nur du, niemals aber deine Innenecken, werden am Ende silikoniert sein. Mach dir nichts draus, es war doch von Anfang an ein hoffnungsloses Unterfangen! Vielleicht nimmst du also besser ein Stück Klebeband zum Abdichten. Das hat auch Style.
Du merkst, allein das Lesen dieser Anleitung hat recht lang gedauert. Mit der wirklichen Aktion ist das natürlich noch nicht vergleichbar. Um die ganze Sache abzukürzen: Karla, um Gottes Willen, ruf einfach einen Profi an!