Heute mal wieder ein neuer Teil der Serie „Bürokratie und ihre Drolligkeiten“.
Jede/r private Immobilienkäufer/in kennt und fürchtet sie: die Kaufnebenkosten. Dazu gehören neben der optionalen Maklerprovision (vielleicht habt ihr ja Glück und kauft euer Haus von einem Privatmenschen) die Notarkosten und die Grunderwerbsteuer. Insgesamt rechnet man mit zusätzlichen 15 Prozent des Kaufpreises, die für dieses Dreiergestirn der Furchtbarkeiten zu berappen sind. Furchtbar, weil man so gar nichts dagegen tun kann. Um die Maklerprovision kommt man nur noch in seltenen Fällen drumherum. Ich kenne keine Statistiken, aber ein Blick in die gängigen Immobilienportale lässt den Anschein aufkommen, dass maximal 5 Prozent der Immobilienverkäufe ohne Provision auskommen. Man kann diese allerdings verhandeln. Scheut euch nicht, das mal anzusprechen!
Die Notarkosten hingegen sind nicht verhandelbar. Weder darf man auf die notarielle Betreuung verzichten, weil man der Meinung ist, man selbst kann den ganzen Schriftverkehr besser und vielleicht sogar schneller erledigen, noch kann man die Notarsätze verhandeln. Für Notar/in und den Grundbucheintrag sind zusammen circa 2 % des Kaufpreises zu bezahlen.
Aber jetzt zum Thema Schreibtischherrschaft aka Bürokratie: die Grunderwerbsteuer. Vor einigen Tagen haben wir unsere Rechnung erhalten. Rund 5.000 EUR sind zu zahlen. Diese Nachricht wurde sorgsam auf zwei Briefe verteilt, damit der Schock nicht ganz so groß ist. Späßchen. Roman und ich haben ja jeweils die Hälfte des Hauses erworben und stehen auch beide zu 50 % im Grundbuch. Demnach zahlen wir beide auch die Grunderwerbssteuer hälftig. So kam nun also das Schreiben in Form zweier Briefe ins Haus geflattert. Natürlich rechnet man damit und hat die Kohle halbwegs parat. Allerdings! Das Zahlungsziel war dennoch denkbar knapp. Ganze drei Tage hat man uns gegeben, um alles zu bezahlen. Bei Verzug sei pro begonnenem Monat eine Gebühr von 1 % zu zahlen. Ich muss gestehen, ich finde das ein wenig frech. Wir erinnern uns: wir hatten unseren Notartermin am 12.07.2018 und eine Woche später wurden die Unterlagen von unserem unsäglichen Notar auch an das Grundbuchamt geleitet. Die Damen und Herren vor Ort brauchten also rund zwei Monate um festzustellen, dass wir rechtmäßige Eigentümer von Haus und Hof werden dürfen. Und dann geben sie uns drei Tage? Ey, drei Tage?! Ernsthaft? Über solche Dinge könnte ich mich immer ziemlich aufregen. Viel zu sehr. Ich weiß, es lohnt die Aufregung nicht. Hört ja keiner. Bekommt ja keiner mit. Leidet ja keiner drunter – außer dem bedauernswerten Mann an meiner Seite. Und ändern tut sich dadurch auch nichts. Alle Energie verschwendet also. Dennoch muss es raus: ES IST EINE UNVERSCHÄMTHEIT…. wir bezahlten natürlich pünktlich.
Auch darüber hinaus erreichen uns weiterhin mit schöner Regelmäßigkeit Briefe:
Dem Finanzamt unseres Berliner Bezirkes ist „zur Kenntnis gelangt“, dass wir ein Grundstück in Grambin erworben haben („zur Kenntnis gelangt“ ist für mich übrigens immer ein Synonym für das Produkt von Klatsch und Tratsch, aber so sind sie, die Ämter) und will nun wissen, „zu welchem Zweck“ wir dieses zu nutzen gedenken. Ganz schön indiskret, oder? Wir antworteten höflich, dass wir ein Freudenhaus namens „Landlust“ eröffnen möchten und sie mit einer wahren Steuergelderflut rechnen dürften. Nein, natürlich nicht. Wir antworten, dass wir unser Ferienhaus ausschließlich zur Einkommenssteigerung nutzen möchten, dafür aber leider noch einige Sanierungsarbeiten anstehen. Gleiches haben wir ja auch dem Amt am Stettiner Haff „zur Kenntnis gereicht“, aber man scheint sich nicht auszutauschen.
Was noch? Ach ja, das Amt Stettiner Haff möchte wissen, wie breit unser Grundstück ist, um damit die Kosten für den Winterdienst berechnen zu können. Das erleichtert uns allerdings, müssen wir sagen. Wir überlegten schon eine ganze Weile, wie wir dieses Problem lösen könnten, da wir ja die meiste Zeit nicht vor Ort sind. Dass der Winterdienst für kleines Geld – 1,60 EUR pro Meter – von der Gemeinde erledigt wird, ist super. Dieser Brief wird also ausnahmsweise mal gern beantwortet. Ein Geschmäckle aber bleibt: „Der Jahresbeitrag ist sofort auf das angegebene Konto […] einzuzahlen.“ Sofort also. Das wird ja immer doller.
Außerdem bekamen wir bereits die ersten Rechnungen für die Müllabfuhr (rund 150 EUR/Jahr), Wasser/Abwasser (144 EUR/Jahr) und die Grundsteuer (rund 170 EUR/Jahr) nebst den jeweiligen Formularen zur Einzugsermächtigung.
Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte schickte uns gleich einen ganzen Fragebogen. Der Ausschuss hat übrigens das Ziel, für Transparenz auf dem Grundstücksmarkt zu sorgen und betreibt dafür eine Kaufpreissammlung. Soll heißen, dass jeder Kaufvertrag über Häuser oder Grundstücke in Kopie an diesen Gutachterausschuss geht. Dort wird dann mithilfe statistischer Berechnungen und oben genannter Fragebögen der Bodenrichtwert in den Gemeinden ermittelt. Das sorgt zwar nicht für Fairness auf dem Immobilienmarkt aber immerhin für Transparenz. Nun gut, auch hier sind wir selbstverständlich unseren Bürgerpflichten nachgekommen und haben die entsprechende Zuarbeit geleistet.
Wir haben uns übrigens auch freiwillig mit der Bürokratie auseinandergesetzt. Wir spekulierten heimlich auf das neue Baukindergeld, das jüngst beschlossen wurde. Leider, leider qualifizieren wir uns nicht dafür. Zwar wird dieses für Familien mit einem Kind gezahlt, die jährlich zusammen nicht mehr als 90.000 EUR verdienen (pro weiterem Kind darf man 15.000 EUR mehr verdienen) und ab 2018 erstmalig Wohneigentum erwerben. Da würden wir noch dazu gehören. Und zehn Jahre lang pro Kind 1.200 EUR pro Jahr zu erhalten hätte uns echt gefreut. AAAAber: man muss auch im Wohneigentum wohnen. Das ist nun blöde, denn das tun wir ja nicht. Auch Zweitwohnsitze werden nicht gefördert. Richtig blöd kommt es aber jetzt: selbst wenn wir in ferner Zukunft hier im Berliner Umfeld noch mal ein Eigenheim finden würden, bekämen wir auch dafür kein Baukindergeld, da wir ja bereits im Besitz einer Immobilie sind. Damit sind wir ganz offiziell entweder Immobilienhaie oder Wohlständler. Es fühlt sich zwar nach keinem von beiden an, aber so will es der Staat. Darauf zum Trost ein Schnaps!
Aber es gibt Menschen, denen geht es dreckiger als uns und die wollen auch ein Haus kaufen. Denen sei das Baukindergeld von Herzen gegönnt. Leider befürchte ich, dass uns das Baukindergeld irgendwann nochmals schwer erwischt. Quasi von hinten durchs Auge in die Brust. Pessimistisch wie ich bin, befürchte ich, dass es zu einer weiteren Erhöhung der Immobilienkaufpreise führt, weil die künftigen Verkäufer/innen das Geld einfach noch mal auf den Preis draufschlagen. Kann man sich ja dann leisten als Familie! Vernünftiger wäre es in meinen Augen gewesen, endlich auch bei Immobilienverkäufen für Makler das Bestellerprinzip einzuführen. Aber mich fragt ja keiner. Vermutlich sitzt auch irgendein besonders charismatischer Maklerlobbyist auf den Schreibtischen der Regierungsvertreter/innen und tut da sein Unwerk. Schreibtischherrschaft, ich sag’s ja. Aber ich schweife mal wieder ab.
Solltet ihr gerade erstmalig in Erwähnung ziehen, ein Häuschen zu kaufen, seht ihr also folgendes: es ist echt viel Papierkram. Das ahnt man natürlich bereits. Aber manchmal wird man doch noch überrascht. Mit dem Gutachterausschuss habe ich zum Beispiel nicht gerechnet. Legt euch also einen fetten Ordner parat!
Dies war nun ein recht trockener Blogpost, nicht wahr? Regelrecht langweilig. Aber manchmal geht es im Leben künftiger Ferienhausbesitzerinnen und -besitzer eben fade zu. Zum Trost gibt es oben im Bild einen Schmetterling. Hui, ist der nicht hübsch? Leider hat er gar nichts mit dem Inhalt des Beitrages zu tun, aber darüber müssen wir hinweg sehen.
Im nächsten Beitrag beschreibe ich dann lieber noch mal den aktuellen Bauzustand im Ferienhaus. Auch da hat sich ein bisschen was getan. Aber dazu beim nächsten Mal.