Weihnachten auf der Baustelle

Die Weihnachtszeit nähert sich ihrem Ende. Wir haben die letzten Tage – wie vermutlich der Großteil der deutschen Familien – mit Völlerei verbracht. Wir haben nicht nur viel gegessen, sondern auch von einander viel gehabt. Diese Weihnachtsferien hatten wir alle bitter nötig. Nach unseren gemeinsamen Monaten der Elternzeit gehen Roman und ich nun seit einiger Zeit wieder arbeiten. Es kommt uns so vor, als sei der vergangene Sommer, den wir alle zusammen im Ferienhaus verbringen konnten, eine Ewigkeit her. Unsere Tochter geht inzwischen zur Kita und beide Kinder müssen lange Tage dort verbringen. Man merkte ihnen in letzter Zeit an, dass die Luft langsam raus war und sie eine Pause brauchten. Glücklicherweise haben wir die nun. Gleich nach unserem letzten Arbeitstag haben wir die Beiden geschnappt und sind gen Norden gefahren. Im Gepäck hatten wir unter anderem auch wieder hochfliegende Pläne, was wir alles vor Weihnachten noch schaffen wollten. Und ratet, was daraus wurde. Anfangs nervte es mich, wenn wir hinter unseren eigenen Erwartungen zurück blieben. Inzwischen lachen wir nur noch, wenn wir unsere Pläne schmieden, das hat auch was Befreiendes. Wir verbrachten also ein paar wunderbar intensive Tage dort oben, machten den einzigen Weihnachtsmarktbesuch des Jahres und werkelten ganz, ganz langsam vor uns hin.

Was haben wir geschafft? Wir haben gleich an unserem ersten Tag vor Ort Material besorgt. Nachdem das verfluchte Dach endlich gedämmt ist, müssen wir nun den Innenausbau starten. Wir haben also eine Menge Gipskartonplatten, Metallprofile, Spachtelmasse und natürlich auch endlich wieder ein wenig Dämmwolle gekauft. Der Baumarkt unseres Vertrauens lieferte uns die Waren freundlicherweise nach Hause. Das war dann auch  das Tages-Highlight. Die Kinder standen auf dem Fensterbrett und schauten dem Treiben draußen zu. Glücklicherweise reichte der ausfahrbare Kran des Transportfahrzeuges genau bis zu unserer Dachterrasse, wo die schweren Pakete abgelegt wurden. Wir mussten sie dann nur noch nach drinnen schleppen. Das war schwer genug. Im Baumarkt hatte der Verkäufer uns die größeren Platten empfohlen. Die seien günstiger und man bräuchte nicht so viel spachteln. Das klang erstmal gut für uns. Wir handelten sogar noch einen kleinen Rabatt raus – vermutlich von Anfang an der festgesetzte Preis…

Diese großen Gipskartonplatten messen 1,50 m x 2 m, haben also quasi Mannstärke. Hättet ihr geahnt, wie schwer so einen dürre Platte sein kann? Ich meine, wie dick ist die? Vielleicht ein, zwei Zentimeter? Das ist doch nicht viel mehr als ein belegtes Knäckebrot!

Das ist auch eine der wichtigsten Lehren, die ich aus diesem Projekt mitnehme (neben der Lehre #1: ES DAUERT IMMER LÄNGER ALS GEDACHT!): es ist alles immer so verflucht schwer. Ich muss dringend stärker werden! Wie wird man schnell stärker? Ich trage täglich um die 25 Kilo fast permanent mit mir rum. So viel wiegen beide Kinder zusammen und wenn eines auf dem Arm der Mutter hockt, will das andere unweigerlich nachziehen. Man sollte also meinen, dass ich ordentlich Muskeln habe. Aber für eine belämmerte Gipskartonplatte reicht es nicht. Der Ordnung halber müssen wir natürlich sagen, dass sie auch äußerst unhandlich mit ihrem Riesenmaß sind. Dennoch: zu meiner Schande muss ich zugeben, dass wir die Platten einzeln ins Haus tragen mussten. Nach nur einer Stunde war das auch schon geschafft und ich schwöre, ich hatte danach eine kleine Schwiele an der Hand. Da ich so schwach war, wollte ich wenigstens tough rüber kommen und habe selbstherrlich auf Handschuhe verzichtet. So etwas rächt sich natürlich. Nachdem wir also sämtliches Material nach drinnen befördert hatten, konnte es also eigentlich los gehen. Leider waren wir sehr müde und schliefen einfach zusammen mit den Kindern gegen 19 Uhr ein. Dies wiederholte sich am nächsten Abend. Vermutlich sollte uns das zeigen, dass wir echt ausgepowert waren und eine Mütze Schlaf gut gebrauchen konnten. Wir ärgerten uns dann auch nicht lange drüber und versuchten einfach in den letzten Stunden im Ferienhaus so viel wie möglich zu schaffen.

Vorher jedoch erlebten wir noch eine ganz wunderbare Überraschung. Ihr wisst ja, dass wir unsere Nachbarn sehr ins Herz geschlossen haben. Sie sind sehr freundliche Menschen, die Kinder mögen. Wenn man so kleine Nervensägen wie die unsrigen als Kinder hat, ist man darüber sehr froh. Die Nachbarn betätigten sich an einem Abend als Weihnachtswichtel und hinterließen uns vor der Haustüre kleine Präsente. Ich mag natürlich ganz grundsätzlich Geschenke sehr gern. Diese waren auch noch ausnehmend passend für uns und unseren Nachwuchs. Taschenwärmer, Tee und andere wärmende Dinge für die Erwachsenen und ein bezauberndes Kaleidoskop und weitere Kleinigkeiten für die Kinder. Ich muss zugeben, dieser Abend, an dem wir auf unserer unordentlichen Baustelle die Geschenke der Nachbarn auspackten und uns darüber freuten, wie schön das Kaleidoskop bei Kerzenlicht wirkte, war der weihnachtlichste für mich von allen. Ich hatte meine kleine Familie um mich, die vielen Kerzen machten alles so wunderbar gemütlich und das Kaleidoskop versprühte eine gewisse Magie. Keine Weihnachtsgans, keine Lebkuchen, kein Tannenbaum, nur wir vier. Tja, so einfach kann Weihnachten sein. Aber das wisst ihr natürlich. Darum lassen wir die Sentimentalität und widmen uns wieder dem Bau.

Wir brauchten also für unseren letzten Tag im Haus ein kleineres Projekt, das man in kurzer Zeit erledigen konnte. Der Heizungsinstallateur hatte uns nach der Neuverlegung der neuen Heizungsrohre die offenen Löcher in den Böden bzw. Decken hinterlassen, damit wir keine Langeweile bekommen. Die wollten wir nun endlich schließen. Dazu muss man wissen, dass einige Löcher ungefähr so groß sind, dass man auf dem Boden liegend, den Arm darin versenken kann. Andere wiederum sind nur so groß wie ein dicker Daumen. Die waren einfach zu schließen. Einfach im unteren Geschoss ein Stück Pappe über das Loch an die Decke kleben – aber feste! Wir haben unser Pappstück mit Isolierband nahezu an der Decke fest wachsen lassen – und dann von oben Estrich, Blitzzement, Beton, flüssige Schokolade oder ein anderes Füllmittel eurer Wahl schütten. Trocknen lassen, fertig. Bei den größeren Löchern ist die Sache schon schwieriger. Vom Grundprinzip zwar gleich, aber in der Ausführung etwas herausfordernder. Das Problem ist, dass in den Löchern, durch die die neuen Heizungsrohre verlaufen, ja irgendwie um die Rohre herum gearbeitet werden muss. Wir haben hier in beinahe chirurgischer Kleinstarbeit die Löcher von unten mit Holz, Pappe und Isolierband verschlossen und dann ebenso von oben nachgekippt. Um ehrlich zu sein, wissen wir noch nicht, wie das Ergebnis aussieht. Wir hatten dann keine Zeit mehr, den Trocknungsprozess abzuwarten und eilten zur Weihnachtsvöllerei nach Hause. Wir werden im nächsten Blogpost vom Ergebnis berichten. Klasse Cliffhanger, was?

 

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